Im ICD-10 Diagnoseschlüssel steht F52 für sexuelle Funktionsstörungen, die nicht durch eine organische Störung oder Krankheit verursacht werden.
Unter F50-F59 werden im Diagnoseschlüssel ICD-10 Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen und Faktoren aufgelistet. F52 ist das Diagnosekürzel für sexuelle Funktionsstörungen wie Erektionsstörungen, Frigidität oder Sexsucht, die nicht durch eine organische Störung oder Krankheit verursacht werden.

F52: Sexuelle Funktionsstörungen, nicht verursacht durch eine organische Störung oder Krankheit

Exkl.: Dhat-Syndrom F48.8

Sexuelle Funktionsstörungen sind Beschwerdebilder, die ein erfülltes Sexualleben beziehungsweise eine sexuelle Beziehung verhindern oder beeinträchtigen. Kann die eigene Sexualität nicht ausgelebt werden, weil die Körperfunktionen zum Beispiel zur Erektion des Penis nicht so funktionieren wie gewünscht, kann dies sehr belastend für die Betroffenen und deren Partnerschaften sein.

Liegt die Ursache nicht in einer körperlichen (organischen) Störung der Sexualorgane, sondern sind psychische Ursachen wie etwa Stress, Angst, Leistungsdruck oder traumatische Erfahrungen Grund der sexuellen Funktionsstörung, kann der Arzt den Diagnoseschlüssel F52 nutzen. Sexuelle Störungen, die durch die Psyche bedingt sind, können auch als psychogen bezeichnet werden.

F52.0 Mangel oder Verlust von sexuellem Verlangen

Der Mangel oder Verlust an sexuellem Verlangen wird auch als Libidoverlust bezeichnet.

Inkl.: Frigidität: Frigidität ist ein anderer Begriff für mangelndes sexuelles Verlangen. Die Frigidität umfasst auch Störungen der sexuellen Erregbarkeit und der Orgasmus-Fähigkeit.
Sexuelle Hypoaktivität: Die Vorsilbe „hypo“ kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet „unter“. Unter sexueller Hypoaktivität wird also eine verringerte sexuelle Aktivität verstanden.

F52.1 Sexuelle Aversion und mangelnde sexuelle Befriedigung

Inkl.: Sexuelle Anhedonie: Als Anhedonie wird ein Zustand der Gefühlsleere oder Gefühlskälte bezeichnet, bei dem Betroffene keine Freude oder Lust im Allgemeinen oder im Falle der sexuellen Anhedonie keine sexuelle Lust verspüren.

Eine Aversion kann auch als Abneigung bezeichnet werden. Bei der sexuellen Aversion verhindert oder vermeidet ein Partner die sexuellen Kontakte in seiner Partnerschaft aus einer Abneigung oder aus Furcht vor dem Sexualleben.

Eine mangelnde sexuelle Befriedigung liegt vor, wenn beide Partner zwar Geschlechtsverkehr haben und auch der Höhepunkt (Orgasmus) erreicht wird, aber dennoch kein Gefühl von sexueller Befriedigung entsteht.

F52.2 Versagen genitaler Reaktionen

Exkl.: Impotenz organischen Ursprungs N48.4

Inkl.: Störung der sexuellen Erregung bei der Frau
Erektionsstörung beim Mann: Die Erektionsstörung wird auch Impotentia coeundi genannt. Wird der Penis beispielsweise nicht ausreichend steif, kann von einer Erektionsstörung gesprochen werden. Eine Funktionsstörung oder Schwäche der Erektion kann einen befriedigenden Geschlechtsverkehr verhindern und so zur sexuellen Funktionsstörung werden.
Psychogene Impotenz: Im allgemeinen Sprachgebrauch wird die Impotenz häufig mit der erektilen Dysfunktion gleichgesetzt oder als Überbegriff für diverse Störungen des Geschlechtsverkehrs und der Fortpflanzung verwendet. Eine erektile Dysfunktion liegt vor, wenn keine für einen befriedigenden Geschlechtsverkehr ausreichende Erektion erlangt wird. Im Medizinischen wird unter Impotenz allgemein die Unfähigkeit Kinder zu zeugen verstanden. Liegen der Impotenz keine körperlichen Ursachen zugrunde, sondern ist sie durch die Psyche bedingt, wird sie psychogen genannt.

Unter genitalen Reaktionen werden die körperlichen Reaktionen der Sexualorgane verstanden, die bei sexueller Erregung auftreten. Beim Mann kommt es infolge der Erregung beispielsweise zur Erektion des Penis und zur gesteigerten Durchblutung der Prostata oder Harnröhrendrüsen. Bei Frauen bewirkt die sexuelle Erregung ein Anschwellen der Klitoris, der Schamlippen und Brustwarzen sowie eine gesteigerte Sekretproduktion vaginaler Drüsen, die zur Befeuchtung (Lubrikation) der Scheide (Vagina) dienen.

Fehlen diese körperlichen Reaktionen bei sexueller Intimität aufgrund psychischer Ursachen, kann der Diagnoseschlüssel F52.5 verwendet werden.

F52.3 Orgasmusstörung

Orgasmusstörungen umfassen Störungen, die zu einem stark verzögerten oder fehlenden sexuellen Höhepunkt (Orgasmus) führen.

Inkl.: Gehemmter Orgasmus, weiblich, männlich
Psychogene Anorgasmie: Anorgasmie bedeutet so viel wie fehlender Orgasmus. Was psychogen bedeutet, liest du unter F52.

F52.4 Ejaculatio praecox

Ejaculatio praecox bedeutet übersetzt so viel wie verfrühte oder vorzeitige Ejakulation. Ejakulation ist der Fachbegriff für einen Samenerguss. Eine mangelnde Kontrolle über den Orgasmus beziehungsweise Samenerguss kann Unzufriedenheit in der Partnerschaft auslösen. Betroffene verspüren häufig einen großen Leidensdruck. Für einen vorzeitigen Samenerguss kommen sowohl körperliche als auch psychische Ursachen in Betracht.

F52.5 Nichtorganischer Vaginismus

Als Vaginismus wird ein Zusammenziehen beziehungsweise Verkrampfen der Beckenbodenmuskulatur der Frau bezeichnet. Das Verkrampfen kann schmerzhaft sein und den Scheideneingang (Introitus vaginae) verschließen. Das Eindringen des Penis beim Geschlechtsverkehr ist bei einem Vaginismus nicht möglich oder sehr schmerzhaft.

Unter F52.5 wird nur der Vaginismus kodiert, dem keine rein körperlichen Ursachen zugrunde liegen.

Inkl.: Psychogener Vaginismus: Eine Erklärung zum Begriff „psychogen“ findest du unter F52.

Exkl.: Vaginismus, organisch N94.2

F52.6 Nichtorganische Dyspareunie

Als Dyspareunie werden Schmerzen beim Geschlechtsverkehr bezeichnet. Schmerzen beim Geschlechtsakt können sowohl bei Männern als auch Frauen durch Störungen oder Erkrankungen der Sexualorgane oder durch psychische Ursachen hervorgerufen werden.

Werden keine körperlichen Ursachen für die Schmerzen gefunden, kann der Arzt den Diagnoseschlüssel F52.6 verwenden.

Inkl.: Psychogene Dyspareunie: Lies unter F52 nach, was psychogen bedeutet.

Exkl.: Dyspareunie, organisch N94.1

F52.7 Gesteigertes sexuelles Verlangen

Personen mit gesteigertem sexuellem Verlangen verspüren überdurchschnittlich oft und mehrmals am Tag die Begierde nach sexueller Befriedigung. Umgangssprachlich sind die betroffenen Personen süchtig nach sexueller Lust, sie leiden an einer Sexsucht. Oftmals richten Sexsüchtige ihr Leben nach der „schnellen“ Lust aus, die Sexualität kann ihren Alltag bestimmen. Trotz der hohen Sexualaktivität und den erreichten Höhepunkten leiden Betroffene dennoch häufig unter einer ausbleibenden Befriedigung.

Inkl.: Nymphomanie: Nymphomanie bezeichnet das Ausleben des gesteigerten sexuellen Verlangens mit häufig wechselnden Geschlechtspartner bei der Frau.
Satyriasis: Satyriasis ist die Bezeichnung für das Sexualverhalten des Mannes, der unter einem gesteigerten sexuellen Verlangen leidet.

F52.8 Sonstige sexuelle Funktionsstörungen, nicht verursacht durch eine organische Störung oder Krankheit

Lies unter F52, was eine sexuelle Funktionsstörung ist. Eine organische Störung ist eine körperliche Störung.

F52.9 Nicht näher bezeichnete sexuelle Funktionsstörung, nicht verursacht durch eine organische Störung oder Krankheit

Unter F52 findest du eine Erklärung dazu, was eine sexuelle Funktionsstörung ist.

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